Leitungswechsel in der Buch- und Kunsthandlung in Varensell: Schwester Felicitas hat die Regie von Schwester Gertrud (v. l.) übernommen, die weiter zur Unterstützung zur Verfügung steht. Bilder: Werneke
Aus
Die Glocke
Rheda-Wiedenbrück | RIETBERG | 25.03.2016 | Seite 25
Abtei Varensell
Klosterladen öffnet Tür in unvertraute Welt
Von unserem Redaktionsmitglied Katharina Werneke
Rietberg-Varensell (gl). Schwester Gertrud greift ins Bücherregal und zieht eine handliche Bibel mit Reißverschlusseinband hervor. „Die ist ein Bestseller“, weiß die Benediktinerin aus Erfahrung.
Die 74-Jährige hat die Buch- und Kunsthandlung der Abtei Varensell von den Anfängen an 40 Jahre lang begleitet und nun deren Leitung in die Hände von Schwester Felicitas gelegt. Für beide ist das
Geschäft weit mehr als eine Verkaufsfläche. Es sei eine „offene Tür ins Kloster“, sagt Schwester Felicitas.
Schon die großzügigen Schaufensterflächen wecken die Aufmerksamkeit des Betrachters. Hat sich der Blick vom Taufkleid aus der Paramentenwerkstatt und der Engel-Stele in der Auslage gelöst,
schweift er schon auf die bunt gefüllten Bücherwände, reiche Kartenauswahl und manche Geschenkidee, wie etwa die Christophorus-Plakette für den Fahranfänger. Da schaut der Neugierige gerne
einfach mal herein. Unkompliziert und unverbindlich kommt er so ins Gespräch mit den Ordensfrauen.
Die gelernte Buchhändlerin Schwester Gertrud und die Bibliothekarin Schwester Felicitas, die vor ihrem Eintritt ins Kloster einige Jahre in der Stadtbibliothek Rheda-Wiedenbrück tätig war, sind
firm in Fachfragen. Sie wissen, wo der gewünschte Anselm-Grün-Titel zu finden ist, und haben den geistlichen Krimi ebenso rasch zur Hand wie das religiöse Bilderbuch oder Taschenbuch zum Thema
Lebenshilfe.
Und manches Mal geschieht es, dass die Unterhaltung über das Fachgespräch hinausgeht. Die Buchhandlung hilft dabei, Kontakt zu knüpfen. Die beiden Schwestern berichten von Menschen, die im Laden
ein Gebetsanliegen, etwa für einen Kranken, an die Ordensgemeinschaft richten. Wieder andere suchen die Möglichkeit, über etwas zu sprechen, das ihnen auf der Seele liegt oder Rat in Glaubens-
und Lebensfragen. Die Frauen schlagen zudem eine Brücke, indem sie über Angebote in ihrem Gästehaus informieren. Diese reichen von Schweigewochen über die Mitfeier der Kar- und Osterliturgie bis
zum Aufenthalt mit Mitarbeit im Klostergarten.
„Gastfreundschaft ist ganz wichtig für uns“, betont Schwester Teresa, eine der 36 Frauen, die in der Abtei „Unserer Lieben Frau“ zu Varensell leben, im Gespräch mit der „Glocke“. Sie sei ein
Charakteristikum benediktinischer Klöster. Die Buchhandlung sei ein Teil davon. Dieser Zusammenhang wird auch räumlich deutlich: Das Geschäft befindet sich in demselben Gebäude wie das Gästehaus,
das 1977 fertiggestellt wurde. Dessen Besucher wiederum machen einen Teil der Kundschaft aus.