Aufmerksamen Zeitgenoss*inn*en dürfte es nicht entgangen sein: die Hessen Scheune existiert nicht mehr!
Zumindest nicht mehr an der Schulstrasse 80 neben der Gaststätte Hesse in Varensell, wo dieses rund 100 Jahre alte Fachwerkgebäude in den vergangenen 33 Jahren als Dorf- und Stadt-bekannte Party Location viele schöne Feierlichkeiten erlebt hat. Aber es war nur ein Abbau ...
... und kein Abriss im herkömmlichen Sinne! Die Gastwirte Conny und Johannes Hesse (links und rechts im Bild) haben sich sehr darüber gefreut, dass aus der Varenseller Nachbarschaft mit dem Biohof Mertens Wiesbrock eine starke Familiengemeinschaft mit einer Idee zur Weiternutzung der Scheune an sie heran getreten ist, und nun mit viel Akribie und handwerklichem Geschick die Scheune Stück für Stück zerlegt, alle Teile sortiert und nummeriert und ein paar hundert Meter weiter auf ihr Hofgelände verfrachtet hat. Die Geschwister Christoph, Thomas, Johan und Lisa Wiesbrock vom Biohof (mittig im Bild v.l.n.r.) schmieden bereits interessante Pläne für den Wiederaufbau und die weitere Lebenszeit eines soliden westfälischen Fachwerkgebäudes.
Wer hat in dieser gemütlich schönen Partyscheune nicht schon so manches Fest mit erlebt? Vom Säugling bis hin zu Urgroßeltern sind viele viele Menschen von der Familie Hesse mit viel Freundlichkeit und liebenswerter Gastlichkeit dort empfangen und verwöhnt worden.
Folgende Aufzählung gibt nur ansatzweise einen gesellschaftlichen Rahmen dessen wieder, was so manche Beziehungen vor Ort gefördert hat: runde Geburtstage, Hochzeiten, Familienfeiern und Dorffeste, Veranstaltungen kultureller oder politischer Art, Seniorentreffen und Sozialverbände, Oktoberfeste, Tanzveranstaltungen, Kaffeetafeln, Vereinspräsentationen bis hin zu Schützenfestfeten ... wir haben bestimmt noch einiges vergessen.
Aber wir verlassen diese historischen Erinnerungen mit einem weinenden Auge und blicken mit einem lachenden auf die kommenden Geschehnisse neben der Gaststätte Hesse und auf die Pläne von Braumeister Johannes! Denn wir dürfen alle gespannt darauf sein, dass Johannes am alten Scheunen-Ort ein modernes Brauhaus errichten möchte. Leckere lokale Biere aus seiner handwerklichen und gläsernen Brauerei im hippen Ambiente wo dann ebenso toll gefeiert, gegessen und getrunken werden darf. An dieser Stelle wächst schon eine gewisse Vorfreude auf den Eröffnungsbericht und wir wünschen gutes Gelingen!
Und was passiert mit der alten Partyscheune?
Zunächst wurde diese in den vergangenen drei Wochen fachmännisch abgebaut, um das Baumaterial zu erhalten und auf dem benachbarten Biohof neu aufbauen zu können. Die Wiesbrock-Geschwister berichteten darüber, dass ihre Eltern vor 30 Jahren schon einmal in der Nähe des Biohofes ein altes Fachwerkhaus aufgebaut haben, so dass dieser neue Plan auf einen gewissen Erfahrungsschatz aufbauen kann.
Seniorchef Josef Wiesbrock war von Anfang an die treibende Kraft auf der Baustelle bei Wind und Wetter. Eine tatkräftige Unterstützung erfolgte durch Zimmerei Heinz Kückmann bei vorhergehender "Fachwerk-Beratung" seitens Rainer Schnittger. Die Fachwerk-Begeisterung ist bei allen so groß, dass es ein schönes Projekt war, bei dem nachbarschaftliche Unterstützungen und Zuarbeiten wichtiger Handwerker nicht fehlen durften. Erforderliche Gerätschaften für Abbau und Transport konnten zur Verfügung gestellt werden, um einen reibungslosen Ablauf zu gewährleisten.
In der nachfolgenden Bilderserie entgeht dem aufmerksamen Betrachter kaum ein wichtiges Detail dieser historischen Geschehnisse.
Auch die Steine wurden Fach-gerecht sortiert und auf Paletten gestapelt.
Diese erste viele Arbeit wird sich bestimmt gelohnt haben, um danach mit nicht minder fleißigem Handwerksgeschick ein neues altes Fachwerkgebäude auf dem Biohof entstehen zu lassen, um z.B. den Hofladen zu erweitern, oder neue Lagerräume nutzen zu können.
Auf jeden Fall soll eine nachhaltige Nutzung unter modernen Aspekten dem ökologischen Zeitgeist gerecht werden. Wir wünschen ebenso der Familie Mertens Wiesbrock gutes Gelingen und viel Geschick!
Text ae, Fotos Lisa Wiesbrock, Johannes Hesse, ae